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  • Olaf Scholz, Erdogan und die Frage nach „guten und schlechten Autokraten“

    Bei seinem Besuch in der Türkei Anfang der Woche zeigten sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan betont freundschaftlich. Erdogan selbst lobte die „herzliche Atmosphäre“ und betonte Gemeinsamkeiten, besonders im Hinblick auf den Ukraine-Krieg. Doch welche Interessen verfolgt der türkische Präsident, der sich aktuell als Vermittler im Ukraine-Krieg anbietet, taugt er wirklich zum Friedensstifter und: Welche Rolle spielt der Westen? Die Antworten des renommierten Politikwissenschaftlers Ismail Küpeli zeugen von einem türkischen Regierungschef, der selbst um sein politisches Überleben kämpft – mit allen Mitteln. […]

    Weiterlesen: Olaf Scholz, Erdogan und die Frage nach „guten und schlechten Autokraten“ (Kreiszeitung, 16. März 2022)

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  • Veranstaltungsrundreise: „Die kurdische Frage in der Türkei“

    dissertation-coverDie Dissertation „Die kurdische Frage in der Türkei“ erschien im Juni 2022 im transcript Verlag als Printpublikation und als frei verfügbare digitale Open Access Publikation. Um die Forschungsergebnisse und die Thesen auch außerhalb der Hochschulen zu debattieren, wird es eine Reihe von Veranstaltungen geben. Bereits feststehende Termine werden hier angekündigt, Anfragen für weitere Veranstaltungen an: ismail.kuepeli@ruhr-uni-bochum.de.

    Die kurdische Frage in der Türkei: Über die gewaltsame Durchsetzung von Nationalstaatlichkeit

    Der Konflikt zwischen dem türkischen Staat und der kurdischen Bevölkerung ist einer der entscheidenden Faktoren, die die Geschichte und Gegenwart der Türkei bestimmen. Die politische Debatten und Entscheidungen in vielen sehr unterschiedlichen Bereichen von der Bildungspolitik bis hin zur Außenpolitik lassen sich auf die sogenannte kurdische Frage zurückführen. Darüber hinaus ist der Konflikt für die geschichtliche Entwicklung und der aktuellen Lage des gesamten Nahen und Mittleren Ostens bedeutend. Dies nicht zuletzt dadurch, dass kurdische Bevölkerungsgruppen in vielen Staaten existieren und in vielen Staaten politisch relevante AkteurInnen hervorgebracht haben, wie etwa neben der Türkei in Syrien und im Irak. Die Geschichte des Konflikts zwischen der Türkei und der kurdischen Bevölkerung muss aufarbeitet werden, um die gegenwärtigen Konflikte zu verstehen.

    Die Forschungsarbeit beschränkt sich indes nicht auf die Analyse dieser gewaltsamen Durchsetzung von Nationalstaatlichkeit und der autoritären Schaffung einer türkischen Nation, sondern will darüber hinaus Empfehlungen und Denkanstöße für die Erinnerungsarbeit und die politische Bildung formulieren, die Beiträge für eine Anerkennung der Pluralität und Diversität der jeweiligen Bevölkerungen und für einen gesellschaftlichen Friedensprozess, in der die Interessen und Rechte aller Bevölkerungsgruppen berücksichtigt werden, liefern können.

    21. März 2022, Online

    24. Mai 2022, Herford

    28. Juni 2022, Bochum

    29. Juni 2022, Bochum

    30. Juni 2022, Kassel

    1. Juli 2022, Duisburg

    4. Juli 2022, Erfurt

    7. Juli 2022, Saarbrücken

    12. Juli 2022, Hannover

    13. Juli 2022, Frankfurt a.M.

    22. Juli 2022, Oldenburg

    7. August 2022, Oberhausen

    20. August 2022, Rheinland-Pfalz

    25. August 2022, Online-Veranstaltung

    30. August 2022, Witten

    31. August 2022, Hamburg

    15. September 2022, Online-Veranstaltung

    29. September 2022, Bremen

    13. Oktober 2022, Leipzig

    17. November, Wiesbaden

  • Verschwörungsnarrative im türkischen Nationalismus

    Zur Rolle von Antisemitismus und antiarmenischem Rassismus in der Türkei und in Deutschland

    Der türkische Nationalismus in Deutschland hat sich im Kontext der hiesigen Gesellschaft verändert und ist damit eine von zahlreichen nationalistischen Ideologien der vielfältigen Migrationsgesellschaft in Deutschland. Dabei sind aus der Ideologie des türkischen Nationalismus in der Türkei verschiedene Narrative in den türkischen Nationalismus in Deutschland übertragen und angepasst worden, die für Verschwörungserzählungen im Kontext des antiarmenischen Rassismus und des Antisemitismus relevant sind. Bei dieser Übertragung kommt es auch zu Veränderungen in Ausformulierung und Funktion der einzelnen Narrative und zu Verschiebungen im Verhältnis zwischen antiarmenischem Rassismus und Antisemitismus. Um diese Veränderungen und Verschiebungen zu verstehen, müssen wir allerdings die historischen Ursprünge des türkischen Nationalismus betrachten. […]

    Weiterlesen: Verschwörungsnarrative im türkischen Nationalismus: Zur Rolle von Antisemitismus und antiarmenischem Rassismus in der Türkei und in Deutschland (Kurswechsel Hamburg, 9. Februar 2022).

  • »Graue Wölfe« in Deutschland: Eine Gefahr für Demokraten

    Die türkische extreme Rechte in Deutschland, bekannt als die Bewegung der »Grauen Wölfe«, schaffte es jüngst mit einer Reihe von Morddrohungen und Anschlagsplänen gegen linke Politiker*innen und Aktivist*innen wie Sevim Dağdelen und Civan Akbulut wieder in die Schlagzeilen. Zuvor trat die türkische extreme Rechte bei antiisraelischen Protesten in Deutschland im Mai 2021 sehr öffentlichkeitswirksam auf. Sie war offensichtlich ein wichtiger Teil der Gesamtmobilisierung dieser Aktionen. Diese nicht zu übersehenden Aktivitäten der »Grauen Wölfe« führten dazu, dass mehr und mehr Journalist*innen sich mit ihnen beschäftigten und weitere Vorgänge bekannt machten – wie etwa die Unterstützung von Funktionären des Moscheeverbands DITIB für die »Grauen Wölfe«. […]

    Weiterlesen: »Graue Wölfe« in Deutschland: Eine Gefahr für Demokraten (nd, 31. Januar 2022).

  • Was tun gegen Rassismus und Islamismus?

    Die Ausgangslage für eine linke und emanzipatorische Kritik an den konservativen Islamverbänden und am legalistischen Islamismus bleibt schwierig. Bis heute ist die sogenannte „Islamdebatte“ von rechten und rassistischen Vereinnahmungen durch Akteur_innen aus der Mehrheitsgesellschaft und einer pauschalen Abwehrhaltung seitens der konservativen Akteur_innen aus den muslimischen Communitys dominiert. Linke und emanzipatorische Stimmen sind permanent dem Druck ausgesetzt, sich nach allen Seiten abzugrenzen und immer wieder ihre eigenen Positionen dahingehend prüfen zu müssen, dass sie weder Stichworte für rassistische Hetze gegen Muslim_innen liefern noch die Gefahren, die vom Islamismus ausgehen, relativieren. Und selbst dann werden sie gleichzeitig von der einen Seite als Rassist_innen und von der anderen Seite als Islamismus-Unterstützer_innen beschimpft. Insofern ist es nicht überraschend, dass sich in den letzten zehn Jahren, in denen die Debatten sich in diese Richtung entwickelten, eine ganze Reihe kluger und reflektierter Menschen aus den Diskussionen entfernt haben. Trotzdem ist es weiterhin wichtig, eine explizit antirassistische Position zu entwickeln, die zwischen Islam und Islamismus, zwischen Muslim_innen und Islamist_innen unterscheidet – und gleichzeitig Kritik an konservativen Islamverbänden und islamistischen Akteur_innen erlaubt. […]

    Weiterlesen: Was tun gegen Rassismus und Islamismus? In: Bund der Alevitischen Jugendlichen in Deutschland e.V. (Hrsg.) (2022): Antimuslimischen Rassismus ernst nehmen – Kritik an muslimischen Organisationen zulassen, S. 26-29.

  • Für Türkentum und Islam, gegen Freimaurer, Kommunisten und Juden

    Recep Tayyip Erdoğan, der heutige Staatspräsident der Türkei, produzierte 1975 das Theaterstück Mas-Kom-Yah, dessen Titel sich aus den ersten Silben der Begriffe »Mason« (»Freimaurer«), »Komünist« (»Kommunist«) und »Yahudi« (»Jude«) zusammensetzt. Die Formulierung, dass Erdoğan dieses Theaterstück selbst produzierte, ist vielleicht etwas hoch gegriffen: Er kopierte einfach das Theaterstück Kızıl Pençe (Rote Kralle) von Mustafa Bayburtlu aus dem Jahr 1969, änderte den Titel und trat damit als Regisseur auf. Sowohl Recep Tayyip Erdoğan als auch Mustafa Bayburtlu waren Absolventen einer religiösen İmam-Hatip-Schule, eine Schulform, die heute den Vormarsch des islamischen Konservatismus und des Islamismus in der Türkei mitverantwortet und offensichtlich die Weltsicht von Erdoğan geprägt hat. Doch während Erdoğan politisch eine steile Karriere machte, geriet Mustafa Bayburtlu faktisch in Vergessenheit. […]

    Für Türkentum und Islam, gegen Freimaurer, Kommunisten und Juden, in: Nicolaus Schafhausen / Mirjam Zadoff (Hrsg.): Tell me about yesterday tomorrow. München: Hirmer Verlag, 2021, S. 234-239.

  • Verschwörungsideologien, Antisemitismus und türkischer Nationalismus

    […] Jedoch sind nicht alle Ideologien, die ein Reservoir für aktuelle Verschwörungsideologien bilden, gleichermaßen gut ausgeleuchtet. In der Forschung zum türkischen Antisemitismus konnten nur grundlegende Ansätze etabliert werden, und viele Forschungsthemen sind noch gar nicht angesprochen. Im Kontext der Einwanderungsgesellschaft in Deutschland klafft insbesondere eine Forschungslücke bei der Frage, wie und wie weit der türkische Nationalismus toxische Narrative bereitstellt, die für antisemitische Verschwörungsideologien nutzbar sind. […]

    Weiterlesen: Verschwörungsideologien, Antisemitismus und türkischer Nationalismus, in: Amadeu Antonio Stiftung (Hrsg.): Down the rabbit hole. Verschwörungsideologien: Basiswissen und Handlungsstrategien. Berlin, 2021, S. 43-45.

  • 280 Zeichen: Reproduktion und Transformation des Rassismus im Bereich Social Media

    „Das »I can’t breathe« des Afroamerikaners George Floyd mündete in einen Aufschrei gegen Rassismus. Der von Polizisten verübte Mord in den USA vom Mai 2020 und damit das Bild, »nicht mehr atmen zu können«, trafen im Land selbst sowie international ins Mark. Auch in Deutschland haben Rassismus und rassistische Gewalt tiefe Spuren hinterlassen. In diesem Buch erheben Migrantinnen und Migranten ihre Stimmen: sie analysieren Ursachen und ideologische Spielarten von Rassismus. Und sie zeigen konkrete Erscheinungsformen auf – vom Klassenzimmer bis zum mutmaßlichen Mord in einer Dessauer Polizeizelle, vom »Social Media«-Bereich bis zu den Morden von Hanau. Gefragt wird zudem nach Formen von Gegenwehr, die über größere Protestaktionen hinaus auch im Alltag greifen. Der Band sammelt Erfahrungen aus dem Kreis von Betroffenen, die in Politik, Publizistik, Wissenschaft, Kultur und antirassistischen Initiativen arbeiten und aktiv sind. Neben den Herausgeber*innen kommen unter anderem Esther ­Bejarano und Kutlu ­Yurtseven, Eko Fresh, Fatih Çevikkollu, Karima ­Benbrahim, Reyhan Şahin, Marvin Oppong, Ismail Küpeli und Mehmet Daimagüler zu Wort.“

    280 Zeichen: Reproduktion und Transformation des Rassismus im Bereich Social Media, in: Kemal Bozay u.a. (Hrsg.): Damit wir atmen können: Migrantische Stimmen zu Rassismus, rassistischer Gewalt und Gegenwehr. Köln: Papyrossa Verlag, 2021, S. 166-171.

  • So funktioniert die türkisch-islamische Staatsideologie als Quelle für Antisemitismus

    In der Türkei hat sich seit über 100 Jahren eine Staatsideologie formiert, in der der Hass gegen Nicht-Muslime, die Ablehnung des Westens und das Streben nach einer homogenen türkischen Nation, in der die Einheit von Glaube, Sprache und Abstammung erreicht werden sollte, zentrale Säulen sind. Diese Staatsideologie hat seit etwa 40 Jahren einen stärker islamischen Charakter erhalten.

    Die türkisch-islamische Staatsideologie stellt in der Türkei das hegemoniale „Wissen“ dar und wird in Hochschulen und anderen Bildungseinrichtungen gelehrt und weiter reproduziert. Auch in Politik, Gesellschaft und Medien ist diese Ideologie vorherrschend und erhält nur wenig Widerrede. Ganze Generationen sind mit dieser Staatsideologie aufgewachsen und haben so eine zutiefst antidemokratische und antipluralistische Weltsicht erhalten, in der die positiven Bezugspunkte nicht in der Moderne, sondern in den idealisierten und fantasierten Urzeiten der türkischen Nation und des Islams liegen. […]

    Weiterlesen: So funktioniert die türkisch-islamische Staatsideologie als Quelle für Antisemitismus (Belltower News, 19. Mai 2021).

  • Frontalangriff auf die linke Opposition

    Nach dem Verbotsantrag gegen die HDP ist jetzt entscheidend, wie sich die anderen Oppositionsparteien und die Zivilgesellschaft in der Türkei verhalten werden

    Die staatliche Repression gegen die linke türkische Oppositionspartei HDP nimmt weiter zu. Inzwischen beantragte die Generalstaatsanwaltschaft beim Verfassungsgericht der Türkei das Verbot der HDP. Zuvor wurde die Aufhebung der Immunität von 20 HDP-Abgeordneten beantragt und fast täglich werden Mitglieder und Anhänger*innen der HDP festgenommen. […]

    Weiterlesen: Frontalangriff auf die linke Opposition (Neues Deutschland, 24. März 2021)